Kreative Lösungen für die Nachfolgefinanzierung

Kreative Lösungen für die Nachfolgefinanzierung

Oliver Bortz, Leiter Corporate Finance für den Mittelstand bei der Deutschen Bank

Etwa 150.000 kleine und mittelständische Betriebe suchen nach Angaben des Bonner Instituts für Mittelstandsforschung in den nächsten fünf Jahren einen neuen Eigentümer. In vielen Fällen entpuppt sich dabei der Kaufpreis bei einer Firmenübernahme als schwierige Hürde. Dann sind intelligente Finanzierungslösungen gefragt, die fehlendes Eigenkapital ausgleichen, ohne den neuen Gesellschaftern den unternehmerischen Spielraum abzuschneiden.

Die Dimension wird immer noch unterschätzt, Experten sprechen indes von einer der zentralen Herausforderungen für unsere Volkswirtschaft – die Rede ist von Unternehmensnachfolgen. Pro Jahr stehen nach der Berechnungsgrundlage rund 30.000 mittelständische und kleine Unternehmen vor der Notwendigkeit eines Eigentümerwechsels, Tendenz steigend. Denn der demografische Wandel schlägt auch in den Chefetagen der Betriebe zu Buche: Mehr als ein Viertel der Firmeninhaber ist 60 Jahre oder älter. Der Druck, einen Nachfolger zu finden, steigt mit jedem Lebensjahr.

Der häufigste Grund, warum Firmenübernahmen scheitern, ist die Finanzierung: Vier von zehn Nachfolgekandidaten klagen über Schwierigkeiten, den geforderten Kaufpreis aufzubringen. Die gute Nachricht lautet: Es gibt eine ganze Reihe an Optionen, die Nachfolge finanziell zu stemmen. Und aktuell ist das Finanzierungsumfeld für eine Firmenübernahme günstig wie selten. 

Vor allem die Möglichkeit, ein Förderdarlehen zu erhalten, haben sogenannte „Übernahmegründer“ oft nicht im Blick. Allein mehr als 150 Institutionen gewähren zinsgünstige Kredite, etwa rund um die Themen Innovation und Digitalisierung. Davon profitieren nicht nur Unternehmen aus der IT- oder anderen Hightech-Branchen. Auch Handwerksbetriebe, die innovative Produktionsprozesse einführen, oder Dienstleister, die Betriebsabläufe digitalisieren, können in den Genuss der Förderung kommen. Eine besondere Komponente im Finanzierungsmix kann eine Garantie des Europäischen Investitionsfonds (EIF) sein. Sie sichert ein Bankdarlehen bis zu einem bestimmten Prozentsatz ab und verringert damit das Ausfallrisiko des Kreditgebers.

Ein weiteres bewährtes Instrument, um die Eigenkapitalbasis bei einer Übernahme zu verbreitern, bilden stille Beteiligungen. Die Bundesländer haben dafür jeweils eigene mittelständische Beteiligungsgesellschaften gegründet, die angehenden Unternehmern den Start mit Kapital erleichtern. Da eine stille Beteiligung zum Eigenkapital hinzugerechnet wird, kann der Übernahmegründer bei einer Kreditaufnahme so auf günstigere Konditionen bauen. 

Die gleiche Wirkung – Erhöhung der Eigenkapitalquote - entfaltet das sogenannte „Factoring“. Dabei verkauft der Unternehmenseigner Forderungen, die er gegenüber Kunden hat oder künftig haben wird, an eine Bank. Das dadurch erlöste Kapital steht ihm unmittelbar zu Verfügung.

Wenn zwischen dem Seniorunternehmer und dem Käufer ein besonderes Vertrauensverhältnis besteht, ist ein Verkäuferdarlehen eine attraktive Möglichkeit im Finanzierungsmix. Dabei stundet der Alteigentümer dem Neu-Unternehmer Teile des Kaufpreises. Damit verwandt ist eine sogenannte Earn-Out-Klausel im Kaufvertrag: Der Käufer bezahlt bei der Übernahme einen Teil des Kaufpreises – und einen weiteren Teil erfolgsabhängig zu einem späteren Zeitpunkt.

Dabei müssen sich Verkäufer und Neuunternehmer aufeinander verlassen können. Aber dies sollte ja bei einer guten Nachfolgeregelung ohnehin Voraussetzung sein.


 
Partner
Logo Deutsche BankLogo KPMGLogo FBNLogo EFB

Die Stimme der Familienunternehmer